Unsere Ursprünge
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Landesherrliches Kirchenregiment
Bis dahin bestimmte noch selbstherrlich der Landesherr über das religiöse Bekenntnis seiner Untertanen und benutzte hierbei die Landeskirche als Herrschaftsinstrument ("landesherrliches Summepiskopat" / Konzept des "Gottesgnadentums"). Dabei war das Kirchenregiment Teil der alle Lebensbereiche umfassenden Herrschaft des Landesherrn in seinem Territorium und die Superintendenten (Dekane) die über die Pfarrerschafft wachten, waren Beamte des Fürsten. Die örtlichen Pfarrer wiederum hatten alle standesamtlichen Funktionen inne, die Schule und das Gemeindeleben unter sich, waren Richter der Sittengerichte (Kirchenkonvente bis 1891) durch die Strafen für Vergehen gegen die kirchliche Ordnung (zum Beispiel Pflicht zum Gottesdienst- und Abendmahlsbesuch, Verbot der Sonntagsarbeit, Disziplin im Gottesdienst), gegen die herrschende Sexualmoral (zum Beispiel vor- und außerehelicher Geschlechtsverkehr und Schwangerschaften) und andere Vorschriften, zum Beispiel das Tanzen, Trinken, Spielen und Fluchen betreffend, ausgesprochen wurden. Der Konvent konnte Geld- oder Arreststrafen verhängen. Wer ein Vergehen angezeigt hatte, das mit einer Geldstrafe geahndet wurde, erhielt ein Drittel der Buße als Belohnung (Anbringdrittel).
Aufklärung und Religionskritik
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"Frei in der Religion"
So viel Aufklärung musste Früchte tragen. Als 1844 der "Heilige Rock" in Trier ausgestellt wurde, angeblich das Tuch, das Jesus bei seiner Kreuzigung getragen hatte, war für viele aufgeklärte Geister das Maß voll. Das Sendschreiben das der katholische Kaplan Johannes Ronge (1813-1887) gegen diesen Unfug verfasste und von Robert Blum verlegt und damit deutschlandweit bekannt machte führte zur ersten größeren Kirchenaustrittsbewegung und das Entstehen dissidentischer und weltlich ausgerichteter "Freien Gemeinden". (Die katholischen Dissidenten nannten sich zunächst "Deutschkatholiken", die Protestantischen eine Metapher der Aufklärung aufnehmend "Lichtfreunde", später nach dem Zusammenschluss nannte man sich dann "Freireligiöse". Diese heterogene Bewegung, die sich als "frei in der Religion" definierte, organisierte sich in regionalen Gruppen und zählte um 1848 bereits 100.000 Anhänger in 259 Gemeinden.Organisatorisch entstanden die Vorläufer unserer Gemeinschaften um 1845 aus bürgerlichen Kreisen, die sich vom römisch orientierten Katholizismus und vom staatstreuen Protestantismus nicht mehr genügend vertreten fühlten. Diese ersten "freireligiösen" Gemeinden erstrebten über die Konfessionsgrenzen hinweg eine Reform im Sinne eines urchristlichen Glaubens.
Der Ausschluss aus den jeweiligen Kirchen und das Umfeld der Revolutionszeit von 1848 machten die freireligiösen Gemeinden bald zu einer Protestbewegung gegen die vereinten Mächte von Kirche und Staat, die die Unterdrückung weiter Bevölkerungskreise betrieben. Unseren Vorläufern ging es um Selbstbestimmung in Glaubensangelegenheiten, demokratische Gemeindestrukturen, Betonung der Vernunft, Gleichberechtigung der Frauen, Bildung für alle, gerade auch für Ärmere sowie auch Ausbildung in beruflichen Arbeiten. Insgesamt zielte die Bildung und der Zusammenschluss zu "freireligiösen Gemeinden" in ihren Anfängen bis in unsere heutige Zeit auf die Stärkung der Selbstachtung durch Anerkennung der Menschenwürde aller.
Seit 1845 in Württemberg
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Die Revolution der Freigeister 1848 / 1849
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Ulm - freigeistiges Zentrum in Württemberg
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