Unser Denken
Wir weltlichen Humanisten vertrauen auf die menschliche Fähigkeit, das Leben sinnvoll zu gestalten. Wir glauben nicht an eine höhere Macht oder eine göttliche Kraft außerhalb der Natur, die über der Welt steht und deren Geschicke lenkt. Unser Humanismus ist also eine nicht-religiöse Weltanschauung, die sich an den Interessen, den Werten und der Würde des einzelnen Menschen orientiert. Obgleich es verschiedene Strömungen im Humanismus gibt, sprechen wir daher vor allem konfessionsfreie Menschen an - ganz gleich ob atheistisch, agnostisch, freidenkend oder freigeistig. So versteht sich unser Humanismus als ein Sammelbegriff für die Gesamtheit von Ideen, die dazu beitragen, die Grundlagen für das menschliche Dasein, insbesondere die Menschlichkeit (humanitas), zu verbessern. Toleranz, Gewaltfreiheit und Gewissensfreiheit gelten uns dabei als wichtigste Prinzipien im solidarischen Zusammenwirken aller Menschen in nachhaltiger sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Verantwortung.
Unser Humanismus versteht sich als weltanschauliche Alternative, der es nicht um bloße Kritik geht, sondern um die praktische Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen und ethischer Konflikte. Dieser "praktische Humanismus" ist es, der unseren Verband von anderen, weltanschaulich ähnlich ausgerichteten Vereinigungen unterscheidet. Daher engagieren wir uns neben der intellektuellen Auseinandersetzung und Weiterentwicklung unserer Weltanschauung - wie z.B. der Rolle eines naturalistischen Weltbildes sowie der Bedeutung evolutionären Denkens - in einer Vielzahl von sozialen, pädagogischen und kulturellen Projekten. Sie reichen von der Kinderkrippe über die Beratung für Patientenverfügungen bis zur ambulanten hospizlichen Sterbebegleitung. Gerade im Sozialbereich gibt es zu wenig weltliche Angebote und Dienstleistungen.
Humanismus
Humanismus ist ein weiter Begriff. Er wird von uns nicht ausschließlich als historischer Epochenbegriff, sondern als moderne Geisteshaltung, als Weltanschauung verstanden und genutzt. Gleichwohl beziehen wir uns auf die dem Humanismus zu Grunde liegenden Prinzipien, die eine lange Tradition bis in die antike Philosophie haben. Der moderne Humanismus entstand in der Renaissance und führte zur Entwicklung der heutigen Wissenschaften.
Humanismus schließt Humanität ein, reicht aber über diese hinaus. Seine Werte wie Weltlichkeit, Selbstbestimmung, Freiheit, Gleichheit und Toleranz haben nichts an ihrer Aktualität verloren und werden von unserem Verband in einer Vielzahl von Projekten praktisch umgesetzt. Denn die Praxis des Humanismus muss sich im Leben bewähren und geht immer vom konkreten Menschen aus. Dabei kann unser Verband nicht mehr leisten als die Menschen in ihrer Selbstbestimmung zu bestärken und zu unterstützen.
Organisierter Humanismus ist die Bündelung gemeinsamer Interessen und Anschauungen, nicht ihre Vereinheitlichung. Innerhalb des organisierten Humanismus gab und gibt es unterschiedliche Strömungen und Meinungen, ohne das ein Absolutheitsanspruch erhoben werden kann. Eine diesbezügliche Verständigung erfolgt im Geiste der Offenheit und Toleranz, wobei unsere Mitglieder der Überzeugung sind, dass jeder Mensch die Freiheit und die Verantwortung hat, seinem Leben innerhalb der Gesellschaft in der er lebt, Sinn und Form zu geben im Zusammenspiel mit seinen Mitmenschen.
So ist unser Humanismus eine wertegebundene Lebensauffassung, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Der Humanismus betont die natürliche Vernunftbegabung, die ethische Verantwortung, die soziale Bindung, die freie Persönlichkeitsentfaltung sowie das Streben nach Glück jedes einzelnen Menschen.
Wir halten die Welt und den Menschen für erforschbar und prinzipiell verstehbar. Sowohl die eigene Lebensführung als auch die gesellschaftlichen Verhältnisse sehen wir als gestaltbar, aber auch als gestaltungsbedürftig an. Humanisten setzen sich für die Menschenrechte, Frieden, die Erhaltung der Umwelt und für die Gleichberechtigung der Geschlechter wie auch der sexuellen Orientierungen ein. Humanismus steht so für die Entwicklung einer menschlicheren Gesellschaft und Humanisten nehmen die damit verbundenen Herausforderungen an. Dabei achten sie alle anderen religiösen Bekenntnisse, wenden sich aber gegen Intoleranz und Dogmatismus.
Für das Verständnis des Humanismus besonders wichtige Themen sind Wissenschaft, Weltlichkeit, Menschenbild, Ethik, Selbstbestimmung, Gemeinschaft und Lebenssinn, wie Sie im 2015 beschlossenen Humanistischen Selbstverständnis des Humanistischen Verbandes Deutschlands ausführlicher erläutert werden:
Humanistisches Selbstverständnis 2015
humanistisches_selbstverstaendnis_2015-web.pdf (815 kB)