Heiner Jestrabek (Hg.)
Frühe deutsche Religionskritik
Matthias Knutzens Flugschriften
Von den 3 Betrügern Moses, Jesus, Mohammed
Reimarus-Fragmente
ISBN 978-3-922589-55-6
Softcover, 186 S., 14 €
Frühe deutsche Religionskritik? Hatten die Anfänge der gesamteuropäischen Bewegung der Aufklärung vor 300 Jahren auch ihre Dépendancen in den zersplitterten und ökonomisch rückständigen deutschen Territorialstaaten? Der Herausgeber untersucht die Fragen nach den Schwierigkeiten, Besonderheiten und den mühsamen Weg der geistigen Emanzipation als „Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ (Immanuel Kant in Beantwortung der Frage „Was ist Aufklärung?“), dokumentiert und erläutert die noch immer wenig verbreiteten und zugänglichen Texte der frühen deutschen Aufklärungsbewegung. Aufklärung war Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts auch in Deutschland dringend geboten, aber für deren Protagonisten äußerst gefährlich. Die clandestinen Schriften wurden verboten und öffentlich verbrannt, die Autoren scharf verfolgt und mit dem Tod bedroht. Dennoch fanden einige den Mut ihre Stimme zu erheben: Matthias Knutzen verteilte in Jena atheistische Flugschriften („Überdies leugnen wir das Dasein eines Gottes, wir verachten die Obrigkeit und verwerfen alle Kirchen und Priester“), das anonym erschienene Buch des Johann Joachim Müller Von den drei Betrügern unterstellte allen drei Begründern der monotheistischen Religionen (Moses, Jesus, Mohammed) Betrugsabsichten. Hermann Samuel Reimarus entlarvte in seiner Schrift (von G. E. Lessing als Fragment eines Ungenannten veröffentlicht) die Apostelgeschichten als widersprüchlich und erdichtet und plädierte eindringlich für religiöse Toleranz. Die deutschen Frühaufklärer waren zwar dünner gesät als ihre Mitkämpfer in den Niederlanden, England und Frankreich, aber sicher nicht weniger motiviert.
"Selbst sehr engagierten Freidenkern, Freigeistern und Humanisten dürften wohl die Namen Matthias Knutzen, Johann Joachim Müller und Samuel Reimarus kaum oder gar nichts sagen. Dabei nehmen diese drei Männer einen herausragenden Platz in der frühen deutschen Aufklärung und Religionskritik ein. Sie und ihre maßgeblichen Werke der Vergessenheit entrissen zu haben, ist das Verdienst des rührigen Freigeistes und Publizisten … Jestrabek gebührt großes Lob für seine komplexe Aufarbeitung eines fast vergessenen Teiles der frühen Aufklärung im deutschen Sprachraum. Und wie der aufmerksame Leser spürt, die drei besonders vorgestellten Persönlichkeiten haben ihre Spuren im Geistesleben hinterlassen, auch wenn das den wenigsten unter uns wohl kaum bewusst war/ist.“
Humanistischer Pressedienst hpd.de
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