Dienstag
05
Dezember
Vortrag, 18:00 Uhr
Menschenrechte aus humanistischer Perspektive – die unverzichtbare Grundlage des Pluralismus
Humanistisches Zentrum, Mörikestraße 17, 70178 Stuttgart
Prof. Dr. Dieter Rössner:
Menschenrechte aus humanistischer Perspektive – die unverzichtbare Grundlage des Pluralismus
Der moderne Humanismus wurzelt stark in den Ideen der Aufklärung mit der Vernunft als universelle Urteilsinstanz und der so vorgegebenen wissenschaftlichen Betrachtung der Welt. Religiöse und sonstige persönliche Anschauungen werden toleriert, sollen aber das staatliche und gesellschaftliche Leben nicht mehr bestimmen. Für die so eröffnete Emanzipation des Menschen mit großer persönlicher Handlungsfreiheit werden jedem Individuum uneingeschränkt allgemeine Menschenrechte gewährt. Sie sollen die Unabhängigkeit von Staat und Religion, Politik und Kultur verbürgen. Die Grundsätze der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789 und viele nachfolgende internationale Grundsatzerklärungen und nationale Verfassungen haben das Zusammenleben der Menschen in diesem Sinn positiv beeinflusst.
Die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung mit immer mehr Pluralismus und dadurch bedingter Gefahren bedarf der Rückbesinnung und der Betonung des humanistischen Ausgangspunkts. Als These kann gelten: Je pluralistischer eine Gesellschaft wird, desto bedeutender wird der menschenrechtliche Schutz des Individuums.
Die vernunftgeprägte Weltanschauung der Humanisten ist gefragt, in diesem Prozess die freie Entfaltung des Individuums auf der Grundlage des aktuellen Verständnisses der Menschenrechte hervorzuheben und vor allem die weltanschauliche Neutralität des Staates gegenüber religiösen Einflussnahmen zu verteidigen. Pluralistische Verhältnisse führen schnell dazu, dass ein bestimmtes Menschenbild und ethische Prinzipien auch im Staat propagiert werden, die den Menschenrechten entgegenstehen.
Der Vortrag wird mit dem humanistischen Blick auf die deutschen Verhältnisse und das Grundgesetz vor allem anhand aktueller gesellschaftlicher Streitfragen zum Einfluss religiöser Vorstellungen im Staat fragen, inwieweit die Geltung individueller Grundrechte gefährdet wird. Menschenrechte müssen in der pluralistischen Gesellschaft gegen die schützen, die sie missachten.